Aktuelle Termine

23. September 2025, 19.30 Uhr Uhr, Polnisches Institut, Markt 10, 04109 Leipzig

Kein Verlass auf Uhren und Gestirne -  Gedichte von Renate Schmidgall 

„Aus dem Polnischen übersetzt von Renate Schmidgall“. So kennen deutsche Leserinnen und Leser polnischer Literatur den Namen Renate Schmidgall. Dass sie selbst Gedichte schreibt seit Jahrzehnten, wissen ihre polnische Autoren besser als ihre deutschen Leser. „Die fremde Sprache, / die mir ans Herz wächst / und Blüten treibt.“, so in Schmidgalls Gedicht „Ansichtskarten aus Polen“. Endlich erscheinen diese Gedichte in Deutschland nicht nur in Literaturzeitschriften, sondern in einem schönen Band, „Kein Verlass auf Uhren und Gestirne“ (Secession, 2025). „Endlich! Endlich (…)“ schreibt Michael Krüger in seiner Nachbemerkung, „damit ihre Leuchtspur über das einzelne Gedicht hinaus sichtbar wird.“

Kooperationsveranstaltung zwischen dem Polnischen Institut Leipzig und dem Sächsischen Übersetzerverein "Die Fähre e.V." 

Gefördert vom Kulturamt der Stadt Leipzig.

Veranstaltungen zum Hieronymustag 2025

2. Oktober 2025, 19.30 Uhr, Literaturcafé, Literaturhaus Leipzig

Spricht Hieronymus noch Russisch?

Rosemarie Tietze, Andreas Tretner und Thomas Weiler in Gespräch und Lesung

»Spricht Hieronymus noch Russisch?« - Was für eine Frage… Und doch hat sie ihre Berechtigung. Denn der Krieg in der Ukraine führt auch im Literaturbetrieb zu Verwerfungen. Andreas Tretner hat es schon länger mit Dystopien aus dem Russischen zu tun, immer häufiger wechselt er die Sprache und übersetzt aus dem Bulgarischen. Rosemarie Tietze sieht einen Ausweg im erneuten Übersetzen russischsprachiger Klassiker und von Exilliteratur, trifft mit ihren Vorschlägen neuerer Literatur jedoch nur bedingt auf Gegenliebe bei den Verlagen. Thomas Weiler gewann den diesjährigen Preis der Leipziger Buchmesse in der Sparte Übersetzung für seine Übertragung »Feuerdörfer - Wehrmachtsverbrechen in Belarus«, dokumentarische Literatur noch aus der Sowjetzeit. 

Alle drei stehen für spannende Entdeckungen, für leidenschaftliches Übersetzen anspruchsvoller, schwieriger, manchmal verstörender Literatur und für Vermittlung ihres Handwerks in Seminaren und Workshops. Wir freuen uns auf ihren Austausch!

Rosemarie Tietze (*1944, Oberkirch, Baden), Übersetzerin aus dem Russischen, u.a. Lew Tolstoi, Andrej Bitow, Gaito Gasdanow. Sie ist Initiatorin und langjährige Vorsitzende des Deutschen Übersetzerfonds (DÜF) und wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet - Johann-Heinrich-Voß Preis für Übersetzung (1995), Paul-Celan-Preis (2010).

Andreas Tretner (*1959, Gera), Übersetzer aus dem Russischen, Bulgarischen und Tschechischen, u.a. Michael Schischkin, Vladimir Sorokin, Aleksandăr Vutimski. Ausgezeichnet mit dem Paul-Celan-Preis (2001), dem Internationalen Literaturpreis des Berliner Hauses der Kulturen der Welt (2011), der August-Wilhelm-von-Schlegel Gastprofessur (2020/21) und dem Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung (2023)

Thomas Weiler (*1978, Wolfach, Schwarzwald), Übersetzer aus dem Polnischen, Russischen und Weißrussischen, u.a. Alhierd Bacharevič, Ales Adamowitsch. Karl-Dedecius-Preis (2019), Paul-Celan-Preis (2024), August-Wilhelm-von-Schlegel Gastprofessur für Poetik (2024).

Eintritt: 5,- / 3,- EUR

Veranstaltung des Sächsischen Übersetzervereins »Die Fähre« e.V. Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig

2. Oktober 2025, Literaturcafé, Literaturhaus Leipzig

Workshop zum Literarischen Übersetzen: Komposita
Mit Rosemarie Tietze

»Komposita gehören zu den Reichtümern des Deutschen, tun sich andere Sprachen doch meist schwer damit, Wörter so ungeniert zu verkoppeln, wie wir das können. Oder könnten. Da diese Wortart vom Original selten abgerufen wird, fällt uns beim Übersetzen eine solche Lösung oft gar nicht ein. - Der Workshop möchte zum Einsatz deutscher Komposita animieren. Von Giganten wie dem ›Donaudampfschiffahrtsgesellschaftskapitän‹ wurden wir ja schon in der Schule abgeschreckt; aber wie ist das eigentlich, wie viele Wörter lassen sich sinnvoll verbinden? Und zwar - wann und wo, in welchen Texten?« Rosemarie Tietze

Rosemarie Tietze ist eine der bekanntesten deutschsprachigen Übersetzerinnen aus dem Russischen. Sie ist Initiatorin und langjährige Vorsitzende des Deutschen Übersetzerfonds (DÜF) und war lange Zeit Vorstandsmitglied im Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke (VdÜ). Regelmäßig bietet sie im Literarischen Colloquium Berlin und an anderen Orten spartenübergeifende Seminare und Workshops zum Literarischen Übersetzen an. 2012/13 hatte sie die August-Wilhelm-von-Schlegel Gastdozentur für Poetik des Übersetzens am Peter-Szondi-Institut in Berlin inne. 

Das Seminar wendet sich überwiegend an Übersetzer und Übersetzerinnen (max. 15 Personen). Die Teilnahme - 2 x 60 Minuten, mit einer viertelstündigen Pause dazwischen - ist kostenlos und nur mit Anmeldung möglich, bitte unter: info@faehre-sachsen.de

Veranstaltung des Sächsischen Übersetzervereins »Die Fähre« e.V. Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig

8. Mai 2025, 19.30 Uhr, Literaturcafé, Literaturhaus Leipzig


Uwe Timm – Am Beispiel meines Übersetzers

Der Autor im Gespräch mit Margherita Carbonaro & Jörn Lindskog.

Moderation: Anja Kapunkt


Manchmal ist es das erste Buch eines Autors, einer Autorin, das einem in die Hände fällt und für eine lebenslange Verbindung zwischen Lesendem und Schreibendem sorgt. Bei Uwe Timm könnte dies einer der folgenden Titel sein: »Am Beispiel meines Bruders«, späte Nachforschungen zu dem sehr viel älteren Bruder, der im Zweiten Weltkrieg im Gebiet der heutigen Ukraine ums Leben kommt. Oder »Der Freund und der Fremde«, das berührende Porträt zu Benno Ohnesorg, Uwe Timms einstigem Studienfreund, der während des Schah-Besuchs 1967 in Westberlin von einem Polizisten erschossen wird. Im Gespräch mit Uwe Timm wollen wir über die Zusammenarbeit des Autors mit seiner Übersetzerin ins Italienische und seinem Übersetzer ins Schwedische sprechen. Warum gibt es in Italien zwanzig Jahre nach der ersten Ausgabe von »Am Beispiel meines Bruders« eine Neuübersetzung? Wie rege ist der Austausch zwischen Autor und Übersetzer/in? Beratschlagen sich Übersetzer des gleichen Buches in verschiedene Sprachen untereinander?

 

Uwe Timm, geboren in Hamburg, vielfach preisgekrönter Autor, u.a. »Morenga«, »Die Entdeckung der Currywurst«, »Johannisnacht«, »Rot«, »Vogelweide«, »Ikarien« (alle Kiepenheuer & Witsch) und »Rennschwein Rudi Rüssel«.

 

Margherita Carbonaro, in Mailand geboren, Übersetzerin (u.a. Herta Müller, Ingo Schulze, Thomas Mann) und Autorin

 

Jörn Lindskog, in Stockholm geboren, Übersetzer (u.a. Ralf Rothmann, Siegfried Lenz) und Verleger deutschsprachiger Literatur in Schweden

 

Eintritt: 5,- / 3,- EUR. Anmeldung unter 0341 30 85 10 86 oder tickets@literaturhaus-leipzig.de

 

Veranstaltung des Sächsischen Übersetzervereins »Die Fähre« e.V., gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig


12. Juni 2025, 19.30 Uhr, Literaturcafé, Literaturhaus Leipzig


Zehnter Literarischer Gartensalon

 

Expertengast: Rüdiger Dittmar ǀ Moderation: Ralf Pannowitsch

Violette Zierlauchbälle, nostalgische Akeleien, aromatisch duftende Zistrosen mit Blüten wie zerknittertes Seidenpapier - im Juni zeigen sich die Gärten in schönster Fülle. Der Gartensalon präsentiert beliebte Arten und einige Raritäten, die es noch zu entdecken gilt.

 

Entdeckungen winken auch auf literarischem Gebiet: Wir stellen je ein Buch aus dem 18., 19., 20. und 21. Jahrhundert vor, angefangen mit »Die Erkundung von Selborne« des englischen Landpfarrers Gilbert White bis hin zu »Lob der Erde: Eine Reise in den Garten« des Philosophen Byung-Chul Han.

 

Und natürlich werden wir die Chance nutzen, unseren Expertengast zu zahlreichen Themen zu befragen: Von welchen Stadtbäumen werden wir uns in Leipzig wegen des Klimawandels vielleicht verabschieden müssen, welche neuen Arten stehen bereit? Und welche Wildtiere und Wildpflanzen haben die Großstadt als Lebensraum für sich entdeckt?

 

Für alle, die nach dem Gartensalon noch munter und unternehmungslustig sind, gibt es einen Dämmerungsspaziergang in den Friedenspark und den Botanischen Garten.

 

Rüdiger Dittmar, geboren 1968, studierte Forstwirtschaft und Landschaftsplanung. Seit 2015 leitet er das Amt für Stadtgrün und Gewässer der Stadt Leipzig. Er ist Präsident der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz.

 

Eintritt: 5,- / 3,- EUR ǀ Veranstaltung des Übersetzervereins »Die Fähre« e.V. und der Gesellschaft der Staudenfreunde e.V. Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig



Termine in der Vergangenheit

26.10.2024, 19:30 Uhr, Buchhandlung Seitenblick am Lindenauer Markt

Lesung aus dem Roman Der Duft der Dunkelheit mit Anna Bolavá und Katharina Hinderer

 

Mit der tschechischen Autorin Anna Bolavá holen wir den südböhmischen Hochsommer und den Duft von Lindenblüten ins herbstliche Lindenau. Die Heldin ihres Debutromans „Der Duft der Dunkelheit“ lebt allein im Haus ihrer verstorbenen Großmutter und sammelt wie besessen Heilkräuter, deren Blätter, Wurzeln und Blüten sie auf dem Dachboden trocknet. Immer tiefer taucht sie ein in die Natur und lässt auf ihrem Weg in die Dunkelheit die Zumutungen der modernen Welt hinter sich.

Nach der Lesung erkunden die Autorin und ihre Übersetzerin im Gespräch mit dem Publikum die Welt der Heilkräuter und der tschechischen Literatur.

 

Anna Bolavá wurde in Südböhmen geboren, studierte Bohemistik in Prag und veröffentlichte 2013 ihren ersten Gedichtband. Ihr Debutroman "Der Duft der Dunkelheit" gewann den renommierten tschechischen Literaturpreis Magnesia Litera. Seitdem hat sie drei weitere Romane veröffentlicht.

Katharina Hinderer lebt in Leipzig-Lindenau und übersetzt seit 2005 Filme, Belletristik und Comics aus dem Tschechischen und Englischen. 

 

Eine Veranstaltung der Buchhandlung Seitenblick und der FÄHRE e.V. mit Unterstützung der Stadt Leipzig

 

Aus der Verlagsankündigung:

Anna Bolavá entführt die Leser*innen ihres Romandebüts „Der Duft der Dunkelheit“ in eine südböhmische Kleinstadt mitten in der Natur, in der es unter der Oberfläche des Alltags unheilvoll brodelt. Es ist Sommer, warm und alles wächst und gedeiht: Linden, Ringelblumen, Königskerzen. Inmitten der Natur und Pflanzen ist Anna zu Hause und in ihrem Element. Denn ihre große Passion gilt den Heilkräutern, deren Sammeln, Trocknen und Verarbeiten fast schon ihr Leben bestimmt. Dies verbindet die Frauen der Familie bereits über Generationen hinweg und hat Annas Leben von Kindheit an geprägt. Doch hinter dem scheinbar idyllischen Leben im Haus der verstorbenen Großmutter verbergen sich die Schatten der Vergangenheit. Schnell entfaltet der Roman einen ungewöhnlichen Sog, und es entwickelt sich mitten im südböhmischen Sommer eine verhängnisvolle Geschichte von Rache, Verrat und einer rätselhaften Krankheit, aus der es kein Entrinnen gibt.

 

 



Termine in der Vergangenheit:

30. September 2024, 15 Uhr, Literaturhaus Leipzig / Saal 2
Hieronymustag 2024
Workshop: Gendern beim Übersetzen? Eine Frage des sprachlichen Geschicks
Mit Christine Olderdissen
Sendet der Originaltext Signale für einen geschlechtersensiblen Umgang mit Sprache? Oder ist es eine gute Idee, eigeninitiativ zu gendern? Die Journalistin, Autorin und Genderexpertin Christine Olderdissen lädt dazu ein, zunächst mit allen Mitteln der deutschen Sprache zu arbeiten. Es kommt auf Präzision und sprachliches Geschick an. In ihrem Workshop diskutiert sie die Frage: Wie geht gendersensibles Übersetzen? Textübungen vertiefen das Verständnis für einen zeitgemäßen Sprachgebrauch. 

Christine Olderdissen ist Juristin mit einem Faible für schöne Texte. Nach dem Besuch der Deutschen Journalistenschule München wurde sie freie Fernsehautorin. Gendersensibilität war immer schon die Maxime ihrer Arbeit mit Worten und Bildern. Sie leitet für den Journalistinnenbund e.V. das Webportal Genderleicht.de, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Im Dudenverlag ist 2022 ihr Buch erschienen: »Genderleicht. Wie Sprache für alle elegant gelingt«.

Das Seminar wendet sich ausschließlich an Übersetzer und Übersetzerinnen (max. 15 Personen). Die Teilnahme ist kostenlos und nur mit Anmeldung möglich, bitte unter: info@faehre-sachsen.de. 

Veranstaltung des Sächsischen Übersetzervereins »Die Fähre« e.V. Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig

30. September 2024, 19.30 Uhr, Literaturhaus Leipzig
Hieronymustag 2024
Oberarme wie Hieronymus: Lesung zum Internationalen Tag des Übersetzens
Wenn Pierre Bourdieu in der Soziologie eine Art Kampfsport sieht, kann man das Übersetzen vielleicht als Ausdauersportart betrachten. Es ist eine Arbeit der langen Strecken - auch bei kurzen Texten. Fürs Übersetzen finden sich verschiedene Bilder, besonders häufig aber werden wohl Brücken gebaut und Fähren gelenkt. Auf jeden Fall geht es um Verbindung, um das Gemeinsame, um das Vertraute im Fremden, um das Vertrautmachen des Fremden. Es geht um den Transfer eines Textes in eine andere Sprache, und eine andere Sprache heißt in der Regel: in eine andere Kultur. Das Übersetzen ist dabei ein lebendiger, variabler und trotz der Vorgabe eines Originals, an das es sich zu halten gilt, auch ein sehr persönlicher Vorgang. 

Fünf Übersetzer und Übersetzerinnen lesen an diesem Abend aus ihren Texten und geben den Blick frei hinein ins Kraftwerk der Wörter. Ganz nebenbei können Sie herausfinden, welche Bereiche des Körpers das Übersetzen besonders fit hält.

Eintritt: 5,- / 3,- EUR

Veranstaltung des Sächsischen Übersetzervereins »Die Fähre« e.V. Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig

17. April 2024, Verlagsräume von Hentrich und Hentrich im Capa-Haus, Leipzig

Buchpräsentation "Zuflucht am Rande Europas: Portugal 1933-1945" 
Mit Sarita Brandt und Christa Heinrich, und der Leipziger Verlegerin, Nora Pester.

Portugal ist als Exil- und Transitland für Opfer nationalsozialistischer Verfolgung ein noch wenig bekanntes Kapitel der Exilgeschichte. Das neutrale Land, das selbst von einer nationalistischen Diktatur beherrscht war, wurde im Verlauf des Krieges zum wichtigsten europäischen Fluchttor nach Übersee für Zehntausende Flüchtende – unter ihnen viele prominente Persönlichkeiten. Etwa 90% der Flüchtlinge waren jüdischer Herkunft, einige Fluchtgeschichten hatten in Leipzig ihren Ausgangspunkt. Zunehmend restriktive Bestimmungen erschwerten jedoch die Einreisemöglichkeiten und den Aufenthalt im Land massiv. Veranstalter: Übersetzerverein Die Fähre e.V., unterstützt vom Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow und gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig

Eintritt frei
Keine Anmeldung erforderlich


4. Juni 2024, Literaturhaus Leipzig

Hilbig übersetzen. »Alte Abdeckerei« -  Werkstattgespräch mit Bernard Banoun (Frankreich), Tevfik Touran (Türkei) & Roberta Gado (Italien)


Wolfgang Hilbig ist in etwa 25 Sprachen übersetzt - wobei die »Alte Abdeckerei« seit Kurzem verstärkt in den Fokus tritt. Warum gerade jetzt dieses Buch? Es ist eines der »Höllenbücher dieses Jahrhunderts« (Adolf Endler) - eine surreale Erzählung und ein langes finsteres Gedicht, das umhergeht zwischen den Betonruinen von »Germania II«, den »schwarzen Kathedralen der Kohle, an den hohen Flözen aus Gebein« und eine eigene Sprache erschafft: »zusammengesetzt aus den Parzellen von Massengräbern: ein dunkler Fall toter Vokale, wie Steine ihren Kehlen entrissen: Vokalschädel, Konsonantenknochen, Beckenvokale, Knöchelinterpunktion …« Nach Roberta Gado legten 2024 Bernard Banoun und Tevfik Touran ihre Übertragung dieses vielfach herausfordernden Textes vor. 

Bernard Banoun, geboren 1961, Professor an der Sorbonne Paris, 

ist einer der führenden Köpfe der internationalen akademischen Hilbig-Rezeption, zuletzt Mitherausgeber der Sammelbände im Verbrecher Verlag, und er überträgt Hilbigs Lyrik für die Zeitschrift »la mer gelée«.

Tevfik Touran, geboren 1954 in Istanbul, Übersetzer u. a. von Walter Benjamin, Alexander Kluge und Peter Handke, betreibt bei Stade/Nds. den deutsch-türkischen Verlag auf dem Ruffel.

Roberta Gado, geboren im Piemont, übersetzt u. a. Clemens Meyer und Thilo Krause ins Italienische und moderiert das internationale Gespräch zu Wolfgang Hilbig zum dritten Mal.

Eintritt: 7,- / 5,- EUR 

Veranstaltung der Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft in Kooperation mit dem Übersetzerverein »Die Fähre« e.V. 

Gefördert durch die S. Fischer Stiftung und die Stadt Leipzig



 20. Juni 2024, Literaturhaus Leipzig
Gelöscht und wiederhergestellt -  »Gedanken über J. M. Coetzee«, die auf alten Festplatten gefunden wurden. Vortrag von Jan Wilm
Jan Wilm gibt Einblick in Coetzees Stoffe, seine Ästhetik, seine Schreibpraxis sowie in Arbeit und Topos der Übersetzung. Besonders im Spätwerk wird das Thema der literarischen Übersetzung erkennbar in den Vordergrund gestellt, wird Teil der Figurenreflexion sowie der Handlungslinien.

Durch eine Betrachtung von Coetzees Gesamtœuvre werden einzelne Strähnen isoliert: Motive der falschen Anfänge, des produktiven Fehlers sowie des aleatorischen Schaffens stellen bedeutende, aber bislang wenig beleuchtete Elemente seines Schreibens dar. Ausgehend von Coetzees früherer Arbeit wird gezeigt, wie entscheidend diese Themen für seine Poetik waren und geblieben sind. 

Einführung: Ralf Haekel von der Leipziger Anglistik

Jan Wilm, geboren 1983, ist Schriftsteller und Übersetzer. Unter anderem übertrug er Werke von Maggie Nelson, Arundhati Roy und Adam Thirlwell ins Deutsche. 2016 erschien das Buch »The Slow Philosophy of J. M. Coetzee«, 2019 der Roman »Winterjahrbuch«, 2022 das Freundschaftsbuch »Ror.Wolf.Lesen«. Seine Rezensionen und Essays erscheinen u.a. in FAZ, Republik, Volltext, Neue Rundschau sowie im englischsprachigen Raum in The Times Literary Supplement, The Believer, Los Angeles Review of Books und Granta. Zurzeit ist er Gastdozent des Deutschen Übersetzerfonds an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Wilm lebt in Frankfurt am Main.

Eintritt: 5,- / 3,- EUR

Veranstaltung des Übersetzervereins »Die Fähre« e.V.

Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig


4. September 2024, 19.30 Uhr, Literaturhaus Leipzig

Neunter Literarischer Garten Salon
Moderation: Ralf Pannowitsch 
Von Okra bis Ingwer und von Erdnuss bis Chia - exotische Nutzpflanzen können in unseren Gärten interessante Akzente setzen (und in warmen Sommern bringen sie sogar Ertrag). Im diesjährigen Gartensalon haben sie neben schwarzen Möhren und gelben Auberginen ihren großen Auftritt. Und welche Spuren haben alle diese Gewächse in der Literatur hinterlassen - gibt es etwa Melonen-Oden und Puffbohnen-Sonette?

Für Farbenpracht sorgen die hohen Stauden des Spätsommers, während Farne mit filigranen Blattformen und zahllosen Grünschattierungen bezaubern. Und schließlich geht es um die Spur des Blütenstaubs: Patricia Wiltshire zeigt in einem erstaunlichen und kenntnisreichen Buch, wie Pflanzen den Forensikern bei der Verbrechensaufklärung helfen.

Ralf Pannowitsch, geboren 1965, organisiert, wenn ihn seine Arbeit als Literaturübersetzer nicht an den Schreibtisch fesselt, botanische Exkursionen und Ausstellungen, sammelt farbenprächtige Iris und Taglilien und ärgert sich über den unausrottbaren Giersch in seinem Garten. 

Eintritt: 5,- / 3,- EUR

Veranstaltung des Übersetzervereins »Die Fähre« e.V. und der Gesellschaft der Staudenfreunde e. V.

Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig




5. März 2024 / 19.30 Uhr / Literaturhaus Leipzig

Dichter und Zeuge: Ein Abend zu Liao Yiwu. 

Mit Hans Peter Hoffmann & Brigitte Höhenrieder
Der chinesische Autor Liao Yiwu hat oftmals versucht, ins Ausland zu reisen - auf legale Weise. Auf Einladung ausländischer Institutionen zu Lesungen und Festivals in Australien, den USA oder in Deutschland besorgte er sich nach Erhalt der Visa einen gültigen Reisepass, um dann im letzten Moment doch von der Polizei aus dem Flugzeug in Peking eskortiert zu werden. Am Vorabend des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens hört er in Sichuan, fern von Peking, Radio und weiß intuitiv, was kommt. Das Gedicht »Massaker«, das er noch am 3. Juni, einen Tag vor dem wirklichen Blutbad, schreibt, wird ihn für vier Jahre ins Gefängnis bringen. Erst 2011 gelingt ihm die Flucht über Vietnam und Warschau nach Berlin, wo er seither lebt.

Der Sinologe Hans Peter Hoffmann, seit Jahren mit Brigitte Höhenrieder der deutsche Übersetzer von Liao Yiwu, wird an dem Abend Einblicke geben in das Werk eines der bekanntesten Exilautoren Chinas, dem Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels 2012. Dabei soll es auch um das Übersetzen aus dem Chinesischen selbst gehen.

Hans Peter Hoffmann ist Professor für Sinologie an der Universität Mainz, Autor und Übersetzer. 

Brigitte Höhenrieder ist dort Lehrkraft am Fachbereich für Interkulturelle Germanistik. Sie übersetzte aus dem Englischen »Die Welt des Xi Jinping« und in jüngster Zeit gemeinsam mit H.P. Hoffmann Liao Yiwus Romane »Wuhan« (2021) und »Die Liebe in Zeiten Mao Zedongs" (2023) 

Foto Liao Yiwu: Elke Wetzig/CC-BY-SA

Eintritt: 5,- / 3,- EUR

Veranstaltung des Übersetzervereins »Die Fähre« e.V.

Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig